Nicht nur bei der obligatorischen NOWJazz-Session in der Sporthalle der Gewerblichen Schulen hörte man bei den diesjährigen Donaueschingen Musiktagen zuweilen Swingendes, sondern auch auf den anderen „klassischen“ Konzertpodien. So manche Komponisten vereinnahmten dabei Jazz und vor allem Hard-Core-Rock.
Mit einem ohrengefälligen Free Jazz im Duo-Format startete die von Julia Neupert (SWR-Jazzredaktion, Baden-Baden) organisierte Samstagabendveranstaltung. Der belgische Avantgarde-Veteran Fred van Hove, der schon 1971 in der damaligen Viehversteigerungshalle bei Krzysztof Pendereckis vielbeachteter Uraufführung der jazzorchestralen „Actions“ in die Tasten griff, tat sich nun mit der 45 Jahre jüngeren Vibraphonistin Els Vandeweyer zusammen.
Eine dreiviertelstündige Dauerimprovisation im Hochgeschwindigkeitstempo. Am Flügel agierte der 79-jährige van Hove äußerst vital, während er ansonsten mittlerweile doch sehr vom Alter gezeichnet ist. Dank dauergedrücktem rechtem Pedal erzeugte er auf dem Steinway wie das Mallet-Instrument weiche Klänge, bei denen Tonalität und Atonalität keine Alternative bildeten, sondern als Einheit eine wohlige Harmonie eingingen. Und mitunter ließ Fred van Hove mal eine swingende Blues-Phrase einfließen.
Stets aktionistisch verhielt sich seine ebenfalls aus Belgien stammende Partnerin. Oft wechselte Els Vandeweyer die Schlegel, um die Vibraphonplatten mit hartem und weichem Filz oder auch nur mit blankem Holz zu traktieren. Außerdem präparierte sie wie John Cages Pianist David Tudor das Instrument mit Ketten und weiterem Metallmaterial, um schnarrende Sounds zu erzielen. Schließlich bediente die Virtuosin simultan mit der rechten Hand ein paar Perkussionsinstrumente.
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